Das Heimathaus „Zum Backofen“
Seit November 2005 ist das renovierte alte Gaststättengebäude „Zum Backofen“ in der Bäckerstraße 15 für alle interessierten Werler Bürger als Heimathaus des Neuen Heimat – und Geschichtsvereins geöffnet.
Damit beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte dieses fast 350 Jahre alten Gebäudes. In den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts wurde das Haus nicht weit hinter dem westlichen Werler Stadttor – dem Büdericher Tor – errichtet und zwar möglicherweise über einem alten Backofen, welcher einer der Namensgeber für die Bäckerstraße gewesen sein könnte (1685 gab es in Werl allerdings 20 Bäcker). Es entstand ein für die damalige Zeit sowohl im Innern als auch äußerlich sehr großzügig gestaltetes Gaststättengebäude mit etlichen Beherbergungsmöglichkeiten.
Ob der erste bekannte Wirt Johann Fischer, der 1670 die Konzession als Gastwirt erhalten haben dürfte, das Gebäude errichtet hat oder ob er nur Pächter war, ist nicht eindeutig zu klären. Das große Gasthaus unmittelbar hinter dem westlichen Eingang der Stadt zeigt, dass die Stadt Werl nach dem Ende der Wirren des Dreißigjährigen Krieges durchaus auch Besucher hatte, die sich eine großzügige Unterbringung in einer Gastwirtschaft leisten konnten. Möglicherweise hing dies auch mit der seit 1661 lebendigen Wallfahrt zusammen.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde die Gaststätte zum geschätzten Treffpunkt für die Bürger der Stadt Werl.
Als am 30. Juni 2000 die beim Publikum sehr beliebt gewesene Gastwirtschaft nach dem Tod der letzten Wirtin geschlossen wurde, hofften sicherlich etliche ehemalige Stammgäste auf einen baldigen Neuanfang, doch der neue Eigentümer, der das alte Haus und das große hinter dem Gebäude liegende Grundstück erworben hatte, baute Wohnhäuser auf den bisherigen Grünflächen und plante einen entsprechenden Umbau des Gaststättengebäudes. Als er jedoch mit seinem Bauunternehmen in Zahlungsschwierigkeiten geriet, fiel das Eigentum am Gebäude und dem verbliebenen kleinen Grundstück an die Gläubigerbank, die Volksbank Arnsberg-Sundern.
Trotz intensiver Bemühungen dieses neuen Eigentümers des Hauses gelang es nicht, einen neuen Wirt zu finden. Es wuchs vielmehr die Gefahr, dass das Haus „Zum Backofen“ das Schicksal anderer schöner alter Werler Häuser erleiden würde und durch einen „modernen“ Zweckbau ersetzt würde. Entsprechende Beispiele sind nicht nur in der Bäckerstraße zu finden.
Mitglieder des Neuen Heimat – und Geschichtsvereins gründeten am 10. November 2004 die gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung „Heimathaus Werl Zum Backofen gGmbH“. Diese Gesellschaft kaufte am 2. Dezember 2004 das Grundstück Bäckerstraße 15 und wurde am 11. März 2005 als Eigentümerin im Grundbuch eingetragen. Die gGmbH überließ Haus und Grundstück mietzinsfrei dem Neuen Heimat – und Geschichtsverein zur Nutzung als Heimathaus.
Dank der vielfältigen Unterstützung durch Werler Firmen und der ungewöhnlich großen Bereitschaft einiger Vereinsmitglieder, an der Renovierung des Gebäudes mitzuarbeiten, konnte das Haus sowohl im Erdgeschoss als auch im I. Stockwerk vollständig renoviert werden. Nachdem im ersten Stock alle nach dem zweiten Weltkrieg zur Schaffung von Wohnraum errichteten Trennwände, sowie die Decken – und Fußbodenverkleidungen entfernt worden waren, zeigte sich der großzügige Charakter des Gebäudes in beeindruckender Weise.
Die ebenfalls notwendige Renovierung der Außenfassaden des Gebäudes konnte dank einer finanziellen Unterstützung durch die Nordrhein-Westfalen-Stiftung im Jahre 2011 erfolgen und am 20. April 2012 konnte das vollständig renovierte Heimathaus in einer Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Das große Haus in der Bäckerstraße bietet Mitgliedern und Gästen des NHGV Raum für Veranstaltungen zu aktuellen und historischen Themen, z.B. Vorträge und Ausstellungen, Arbeitsgruppen und Gesprächskreise.
Darüber hinaus können interessierte Besucher das umfangreiche Archiv zu Recherchen nutzen. In vielen Jahren wurden dort Dokumente, Bücher und Bilder zusammengetragen, u.a. die Ausgaben der „Westfalenpost“.
Die gemütliche Atmosphäre des alten Hauses wird vielfältig genutzt, allerdings eine Gastwirtschaft wird nicht wieder entstehen, denn jeder weiß es: Gaststätten sind in Werl reichlich vorhanden.